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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 23.06.2007


Zulya And The Children Of The Underground – 3 Nights
Tatjana Zilg

In ihrem Herzen wohnt die Leidenschaft, Kraft und Schönheit von Russland und Australien. Auf dem 5. Album vereint sie Chanson, Tango, Folk, Jazz und Pop zu einem unverwechselbaren, eigenen Sound.




Wieder schmücken zwei Matrjoschka – Puppen das CD-Layout. Versteckten sie sich beim Vorgängeralbum "The Waltz Of Emptiness" (2005) noch in der Innenseite, so tänzeln sie diesmal selbstbewusst auf der Vorderseite miteinander. Aber kein starres Festhalten an Traditionen deutet sich hier an: Comichaft, fast manga-ähnlich und im dezenten Vier-Farben-Design versprechen sie leichtfüßigen, spielerischen Umgang mit den stilistischen Möglichkeiten der Musik.

Weit über ihre russische Heimat hinaus richtet Zulya ihren Blick, auch dadurch beeinflusst, dass sie seit 1991 in Australien lebt: Dem Kontinent, dem die Musikszene die eindringlichen erdigen Töne zu verdanken hat, die ein Didgeridoo entstehen lässt.
Die Jazz-Trompeten von "The Night Is Long" erinnern ein wenig an diese tiefen Klangbilder. Visionär-träumerisch schwelgt die Sängerin hier in den feinsinnigen Lyrics. Der Song ist das Outro von "3 Nights", davor drängeln sich 13 Temperamentsbündel teils in russischer, teils in englischer Sprache ins Ohr.
Keine Frage, niemand wird anzweifeln, dass die Seele der grazilen Weltenbürgerin in der russischen Wolgarepublik Tatarstan verwurzelt ist. Tiefe Melancholie geht einher mit fröhlicher Lebendigkeit. Kräftig, ein klein wenig rauchig, geschickt über die kompliziert klingenden Reime huschend und immer wieder betörenden Solo-Instrumental-Einlagen Raum lassend, entfaltet sich ihre Stimme im Äther.
Ganz besonders der Polka-Rhythmus von "Children´s Bird Song" lädt zum Tanzen ein und fordert auf, sich dabei nicht nach antrainierten Tanzschritten zu richten, sondern ganz nach eigenem Gusto der Phantasie des Körpers freien Lauf zu lassen.

Zwei Variationen von Traditionals mischen sich unter die Eigenkompositionen von Zulya Kamalova und ihrer Band. "We Twelve Girls" lebt von den eigenwilligen, vibrierenden Klängen einer Maultrommel, die einem stakkatohaften Sprechgesang begegnen. Ein dynamischer Song und mit 1,53 Minuten der Zweitkürzeste des Albums.
Mit "Nevalyashka" flechten die MusikerInnen eine nur halbminütige Glockenmelodie, die vom Nomadenleben zu erzählen scheint, in das Album. "Red Flower" ist ein weiteres neu arrangiertes tatarisches Traditional und gibt Zulya ausreichend Gelegenheit, ihr stimmliches Talent zur vollen Blüte zu bringen. Im vibrierenden, Tango-ähnlichen Rhythmus entsteht eine Ode an die Freude, vorgetragen in schnell dahinsteppenden, nuancenreichen und melodiösen Wortspielen.

AVIVA-Tipp: Zulya und ihre Bandmitglieder haben ihre Musik von einer eher ethnologisch angelegten Perspektive weiterentwickelt zu einem erfrischenden, lebendigen und von vielen Einflüssen geprägten Soundmix. Besonders durch die ungewohnte Sprache werden die jazz-angehauchten Songs, bereichert mit traditionellen und pop-modernen Elementen, zu einem einzigartigen Erlebnis.

Die Songwriterin im Web: www.zulya.com/

Zulya And The Children Of The Underground
3 Nights

Label: Westpark, VÖ Mai 2007
EAN: 4047179016629
18,99 Euro
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Beitrag vom 23.06.2007

AVIVA-Redaktion